Samstag, 26. Mai 2007

Shōgun - Militärherrscher im "alten Japan"

Die 9-stündige TV-Serie "Shōgun" (Link) mit Richard Chamberlain aus dem Jahr 1980 hab ich nun (endlich) auf DVD angeschaut - sicher einer der besten (und professionellsten) Filme, um "das alte Japan" - jenes aus der tiefsten Samurai-Zeit - zu verstehen!
So in etwa mag TOKUGAWA Ieyasu (徳川家康) im Jahr 1600 ausgesehen haben, als er als mächtig gewordener Regionalfürst (Daimyo, 大名) der Kantô-Region (関東, wo das heutige Tokyo liegt) in der berühmten Schlacht bei Sekigahara (関が原) die Macht im wieder vereinten Japan usurpierte - und zum Shōgun erhoben wurde.
- So war es er, der Japan nach mehr als 100 Jahren "Bürgerkriegen" mit seiner Dynastie ~250 Jahre "Frieden" brachte - und das Land von der Außenwelt praktisch abschottete. ("Edo-Zeit" / "Tokugawa-Zeit").
Die Stelle im Film, die mir am besten gefallen hat:
[im Film sind alle Namen etwas verändert].

Yoshi Toranaga, Fürst von Kanto, sagte sich:
"Ja, baue dein Schiff, Anjin-san [siehe unten], und ich werde es zerstören, wie ich das andere zerstört habe. Und wenn die Zeit reif ist, werde ich dir sagen, warum. Entweder dein Schiff, oder dein Leben. Auch ich habe dein Leben gewählt. Du kannst mich vieles lehren, Anjin-san, wenn ich erst mal gesiegt habe – falls ich siege. Und dann der wahre Preis gewonnen sein wird.
Mariko, es war dein Karma *, ruhmvoll zu sterben und für immer zu leben,
Anjin-san, mein Freund, es ist dein Karma, dieses Land nie zu verlassen,
und mein Karma, mein Karma, das ich nicht gewählt habe, mein Karma ist, Shogun zu sein!"

....
"Noch im gleichen Jahr forderte der Kaiser Yoshi Toranaga, Fürst von Kanto, auf, Shogun zu werden. Und widerstrebend willigte Toranaga ein."

Im Nachspann dieses Filmes nach dem Bestseller-Roman von James Clavell heißt es:
"The persons and events in this film are fictitious. Any similarity to actual persons or events is unintentional." :-) - Soll das jemand glauben?!

Anjin-san (Richard Chamberlain) ist der Engländer John Blackthorne (in Wahrheit hieß er WILLIAM ADAMS), der im Jahre 1600 mit einem niederländischen Schiff (als erster Euroäer über den Pazifik kommend) in Japan strandete und nie wieder seine Heimat sah. Tokugawa Ieyasu machte ihn zu seinem persönlichen Berater und zum ersten Europäer, der ein Samurai wurde.

* Karma: "Wirken / Tat" in den asiatischen Religionen - in diesem Zusammenhang hier so etwas wie "Bestimmung".

Warum mich das jetzt so beschäftigt?
** Ich habe mich vor ein paar Tagen ENTSCHIEDEN, BIS NAECHSTEN FEBRUAR in JAPAN zu BLEIBEN! **

An diesem sonnigen Nachmittag war ich heute zum ersten Mal im Shinjuku Gyoen Nationalgarten (新宿御苑)... - ein ehemals kaiserlicher Garten nach englischem, französischem sowie traditionell japanischem Muster!

Ich versuchte hier zu lesen für mein Midterm-Exam über japanische Geschichte (in einer Woche) - doch viel ist daraus nicht geworden.. :-)

Freitag, 18. Mai 2007

Tokyo bei Tageslicht 昼光の東京

Im Hintergrund: die Wolkenkratzer von Shinjuku (新宿), ca. 4 km entfernt.
Doch sogar Central Tokyo besteht großteils aus so kleinen Gässchen, kleinen Häuschen und Hinterhöfen - wie hier die Fotos aus meiner Umgebung: zwischen Mejirodai (目白台) und Takadanobaba (高田馬場).
Ich weiß nicht, wer da drin wohnt..
Auf meinen Fotos fehlen die Menschen, da ich sie meist vorübergehen lasse, bevor ich - so unhöflich - meine Kamera auspacke und hier alles fotografiere.. :-)
Ständig kommen Leute vorbei, und man hört Kinder mit ihren Müttern (die sie vom Kindergarten abholen) auf Japanisch sprechen -
und alles in allem, mit diesen zuckersüßen kleinen Häuschen wirkt es so unendlich friedlich hier!
Mein nächtlicher Spaziergang gestern übrigens ging von Iidabashi (飯田橋) über das belebte Viertel Kagurazaka (神楽坂, es war früher ein Vergnügungsviertel) in die Waseda-Uni-Gegend, bis zum Wakeijuku-Heim in Mejirodai (目白台).

Nacht in Tokyo 夜の東京

Es ist so romantisch, manchmal belebt und dann wieder friedlich, still und leise, bei Nacht durch Tokyo zu spazieren..
Hier ist alles so sauber, gepflegt - all die kleinen Dinge, die man sieht, und alles hat seine Ordnung - und die Menschen halten sich an die Ordnung.

Sonntag, 13. Mai 2007

Fussball Spielen mit Japanern

Heute war ich zum dritten Mal mit Takashi, seinem Arbeitskollegen & Freund Jun, und mit den Fußball-Kollegen seines Bruders auf einem super bespielbaren Kunstrasenplatz in Kawasaki / Tokyo FUTSAL Spielen.. (Futsal = Fußball mit nur ca. 4-6 Feldspielern).
Unser Team! **
Die Leute sind alle so 30-40 Jahre alt!
Ich mit Jun & Takashi.

Obwohl meine Leistung heute sehr schwach war (im Gegensatz zum Februar, als ich trotz meines stattlichen Gewichtes mit einem Hattrick und vielen Toren als "Alpenbomber" in Erscheinung trat.. :-), konnte ich wieder etwas lernen über wünschenswertes Gruppen-Verhalten in Japan, was ja so wichtig ist hier, und wobei nach Japan kommende, besonders westliche, Ausländer durch ihre ausgeprägte Individualität so viele Probleme haben sich anzupassen.

Eigensinn vor dem Tor beim Fußball Spielen seh ich zwar auch hier (ist ja ein Spaß für alle, wenn einer was probieren will) - aber, wenn's um Spielerwechsel geht, sieht es ganz anders aus. Wir waren zu viele Leute pro Team, deshalb mussten immer ein paar zuschauen. Im Vergleich zu zuhause, wo viele immer wieder Angst haben, nicht lange genug zum Spielen dran zu kommen, bietet hier fast jeder dem anderen höflich an, dass er zuerst aufs Feld gehen möge und hält sich selbst vornehm zurück. Und auch die Moral, dann freiwillig wieder vom Feld zu gehen und für den anderen Platz zu machen ist hier viel höher, kommt mir vor.
- Dadurch fällt es auch mir (und ich bin ein ziemlicher Egoist..) viel leichter, das so zu machen, wenn alle sich an die Regeln halten!
Japaner lernen ja von Kindheit an viel stärker als wir, sich an Gruppen und an die Gesellschaft überhaupt anzupassen, und dafür ein Auge zu haben, zum anderen freundlich und nicht unangenehm zu sein.
Z.B. passiert es einem "Westler" viel öfter (wie mir in Kamakura), seine Tasche mitten im Weg hinzustellen und dabei den Gehweg zu blockieren, worauf Japaner viel strenger zu achten gelernt haben. So gibt es Tausende Fettnäpfchen dieser Art, in die Ausländer in der streng geregelten japanischen Gesellschaft oft treten - was dazu beiträgt, dass Ausländer oft etwas belächelnd und abfällig "Gaijin" (外人) genannt werden.
- Ich selbst bin, glaub ich mal, nicht so schlecht beim Anpassen an die Regeln in Japan - aber, mich ganz "japanisch" zu verhalten, das werde ich wohl nie lernen können.

Naja, Japaner natürlich vergessen dafür oft leicht auf sich selbst und ihre Bedürfnisse..

Kôjimachi (麹町), Tokyo. Hier gehe ich jeden Tag von der Sophia University zur U-Bahn-Station. Unsere Uni sperrt nächste Woche zu (Link: etwas weiter unten auf Englisch) und lässt den kompletten Unterricht ausfallen!! Der Grund: eine Masern-Epidemie..! (麻疹).
Einige Schulen in Tokyo haben auch zugesperrt - aber dass Universitäten sowas machen, ist auch in Japan allerhöchst selten und sonderbar!

Freitag, 11. Mai 2007

Das LÄNDLICHE Japan - in der PROVINZ

Die große Feiertagswoche in Japan ("Golden Week") habe ich genützt, um etwas mehr vom Leben außerhalb Tokyos, den Umständen in Kleinstädten und Dörfern und von der Natur in Japan zu sehen und erfahren.

REISE 1:
So machten wir am 3. Mai zu viert mit dem Auto eine Rundfahrt durch die an Tokyo angrenzende Präfektur Saitama (埼玉県) - denn, oft muss man gar nicht weit fahren, um viel zu sehen!
So kamen wir zufällig, irgendwo zwischen Higashi-Matsuyama (東松山) und Myoukaku (明覚), an einem einfachen Flüsschen vorbei, an dem viele Japaner an dem sonnigen Tag campierten und die Frische des Wassers genossen.
Unten: meine "Gang" - (v.L.:) Stefan, Daniel (beide aus Berlin) und mein chinesischer Freund Zhuo Hao (den ich in Shanghai besucht hatte).
Die folgenden Bilder stammen aus der Umgebung des Dörfchens Nishi-daira, von wo aus man den Hügel hinauf zu einem Tempel namens Jiko-ji spazieren kann.. (- der war aber weniger interessant ;-)
Mir gefallen die kleinen, meist hübsch hergerichteten japanischen Häuschen so gut..
Zhuo Hao - mit modernem Outfit auf dem Weg zum Tempel..Unten: ein Wald im Wald..! - im Blickfeld eines Verkehrsspiegels.. :-)
Hier, in Richtung Chichibu-City (秩父市), geht's schön langsam in die Bergwelt der Präfekturen Gumma (群馬県) und Nagano (長野県).
Unser Mietwagen - (ich glaube) ein Toyota Corolla.
Mit demselben Wagen war ich schon auf mehreren Reisen - also, schon fast meiner!
(Nein nein, die Miete für 24 Stunden kostet ca. 72 Euro, dazu kommen noch Treibstoff und Autobahngebühren - aber gar nicht tragisch für 4 oder 5 Personen!).
Übrigens gibt's noch weitere Bilder bei Daniel!

Wie bei "Hänsl & Gretl".. :-)
Das war dann schon in Chichibu (秩父) - wo wir uns, nach einer langwierigen Fahrt über die Serpentinen von Bergstraßen, in einem Supermarkt gestärkt haben..

REISE 2:
Am 5./6. Mai war ich eingeladen, Maki (die 1 Jahr in Graz gewesen ist), zu Hause bei ihren Eltern in Hitachi (日立) in der Präfektur Ibaraki (茨城県) zu besuchen!
In Europa haben wir einige gemeinsame Reisen gemacht, und dass ich ihr Zuhause in Japan auch sehen konnte, war etwas ganz Besonderes! -
Die Einladung war eine wunderschöne Überraschung..! Danke **

Auf der ca. 2 1/2-stündigen Zugfahrt in Richtung nordöstlich von Tokyo hatte ich die Gelegenheit, unzählige Wasserreis-Felder und andere landwirtschaftlich genutzte Flächen zu sehen - die allerschönsten sind mir jedoch beim Fotografieren aus dem Zugfenster entgangen..
Unten: ein Bauer bei Mäharbeiten..
Hügel, Wälder, Wiesen, Felder - und sogar das Meer: die Präfektur Ibaraki hat von allem was zu bieten!
Hier sieht man gut, wie die Wasserreis-Felder angelegt sind, damit das Wasser nicht entweicht..
In Hitachi:
Für japanische Verhältnisse ein eher ungewöhnlich riesiges Haus, jenes von Makis Eltern (und in dem auch die Großeltern wohnen). Am Foto: Maki & Mutter.
Maki, Hündchen "Maru" (丸, auf Deutsch "Kreis") und ich.
Hitachi liegt ganz am Meer (Pazifik), und es gibt auch einen Strand zum Baden. - Aber an jenem Tag hat es leicht geregnet :-(
Wegen des Regens konnten wir zwar nicht durch das malerische Dörfchen, in dem die andere Großmutter wohnt, spazieren - aber das würde ich gern ein anderes Mal nachholen ;-) -
stattdessen machten wir einen kleinen Ausflug mit Mutter und Vater (Foto unten), die ich beide überaus lustig und nett fand!!
(Mit dem Vater habe ich mich sogar ein bisschen über Landwirtschaft auf Japanisch unterhalten :-)
- Es war mein erstes Mal Running-Sushi-Essen! **