Montag, 25. Juni 2007

Untergetaucht しちゃった :-)

Ich bin tatsächlich "ein fauler Blogger" geworden in letzter Zeit.. (wie Philipp sagt).

Irgendwie hab ich mein großes "Japan-Reisen-Programm" zum großen Teil abgeschlossen (aber bei Daniel gibt's in letzter Zeit immer wunderschöne Reise-Bilder),
und da ich mich entschlossen habe, noch ein 3. Semester in Tokyo anzuhängen, denk ich irgendwie so, dass die Zeit hier in Japan jetzt (zumindest) mein Leben ist, und nicht die Zeit eines Gast-Aufenthaltes. Na, jedenfalls ist es ein schöner Gedanke. (Aber Einbildung ist auch eine Bildung, wie Sophie so schön sagt).. :-)
- Dadurch aber mach ich jetzt auch kaum Fotos und hab weniger Interesse, alles Erlebte nach Hause zu transportieren (das auch irgendwie immer komplexer, aber alltäglicher wird), sondern genieße es einfach.
Ist das die Blume namens Ajisai (紫陽花)? Die sind hier jetzt überall zu sehen. (^^)

Vielleicht werd ich am Blog hier aber nach und nach einige Fotos und Reisen, die noch ausständig sind, nachholen (können).. Von Zeit zu Zeit werde ich mich sicher auch in Zukunft melden.

NOCH fehlt die Unterschrift der Sophia University zur Verlängerung meines Austauschstudiums hier (Graz hat schon unterschrieben), aber ich hoffe, morgen bekomme ich sie endlich! (> BEKOMMEN !! <). Und da mein aktuelles, uraltes Wohngebäude (Nishi-Ryô, 西寮) im Wakeijuku-Heim abgerissen wird, werd ich mit September in ein Contemporary House hier übersiedeln, das nur für 1 1/2 Jahre schnell aufgestellt wird jetzt.. - die Zimmergröße dort: 6 m²..!
Hier die Baustelle (seit 1-2 Wochen), wo früher der schöne Sportplatz am Wakeijuku-Gelände war:
Von 5.-24. September übrigens komme ich nach Hause auf Urlaub!

In unserer Geschichte-Vorlesung haben wir neulich den berühmt-berüchtigten YASUKUNI-Schrein (靖国神社) besucht (ich war zum 2. Mal dort).
Er liegt in Ichigaya (市ヶ谷), also sehr nahe von unserer Uni, und ist immer im Mittelpunkt politischer Diskussionen, weil hier Japans Kriegsgefallene ihre letzte Ruhe finden und mitunter verehrt werden..
Das war beim 1. Mal, im November, mit meinem "Herrn Tatsumi" (辰己様) - er hat von mir schon viel Deutsch gelernt! :-) Zwar nicht immer Gutes.., aber so vieles ist so entzückend, wenn er es sagt (denn er studiert ja nicht Deutsch). ^^
Das Symbol der Chrysanthemen (im Hintergrund) bezieht sich auf die japanische Kaiserfamilie.
Noch habe ich das angeschlossene (wie man hört, sehr beschönigende) Museum nicht besucht, aber es sind dort auch Ausstellungsstücke aus dem Zweiten Weltkrieg:
Diese nur etwa 2 1/2 Tonnen wiegende Flugwaffe der Japaner soll angeblich eines der Besten im Krieg der damaligen Zeit gewesen sein, u.a. wegen seiner Wendigkeit.

Im Ghibli-Kunstmuseum in Mitaka, Western Tokyo, war ich gestern mit Takashi-san (貴志). Ghibli hat ja viele japanische Anime-Filme produziert.
Ein berühmter Roboter aus einem der Filme, den ich leider nicht kenne.. ^^
Wir waren im Museum umgeben von unzähligen begeisterten Kindern, Fotos waren nicht erlaubt, und in einem 15-Minuten-Filmchen in einem kleinen Kinosälchen mit Sitzen für Kindern habe ich TOTORO, den freundlichen Waldgeist, kennengelernt..! :-)
Und auch Neko-bus (猫バス, eine Katze, in die man einsteigen kann..; neko = Katze; die Beleuchtung ist schon sehr einladend..).
Takashi, mit dem es mir immer wieder erstaunlich gut gelingt, so ca. zu 85 % auf Japanisch ernste Diskussionen zu führen (weil er so freundlich langsam mit mir spricht), will mir ein paar grundlegende japanische Anime-Filme schicken, die jeder Japaner kennt. (^^)
Z.B. "Tonari no Totoro" (となりのトトロ, "Mein Nachbar Totoro").
Wir unterhielten uns gestern z.B. darüber (und warum das so ist), dass viele Japanerinnen (wie die Damenwelt in Europa auch noch im 19. Jahrhundert) nicht gerne braun werden und lieber weiß sein wollen - deswegen sieht man so viele Japanische Damen mit Sonnenschirmen (oder Hüten) umherspazieren..! :-)
So schön war's dort, und alle lieben den "Roboto"..

Zurück zur GESCHICHTE:
Seit letzten Mittwoch kenne ich möglicherweise mein Thema, worüber ich meine Diplomarbeit (im Geschichtestudium) schreiben möchte..:
Die "Iwakura-Gesandtschaft" ("-Mission", 岩倉使節団) von 1871-73, siehe Bild oben. (Mitte: Iwakura Tomomi, 岩倉具視; ganz rechts: Okubo Toshimichi, 大久保利通).

- Eine große Delegation der neuen japanischen Reformregierung, der es 1868 (im Namen des Kaisers) gelungen war, das veraltete Tokugawa-Shogunat (徳川幕府) zu stürzen, reiste im Jahr 1871 für 2 Jahre quer durch Europa, um sich über die Errungenschaften der westlichen Welt genauestens zu informieren, zur schnellen Modernisierung ihres neuen Japans...

Masato, ein Bekannter von mir, hat zufällig diesbezüglich in seiner Bachelor-Arbeit u.a. darüber geschrieben, wie diese Gesandtschaft in Berlin aufgenommen wurde (wo sie u.a. Gespräche mit Otto von Bismarck führte) - z.B. in den Zeitungen der Zeit. - Und da sie ja auch in Wien waren und sich Österreich angesehen haben... ^^
Aber ich muss mir dafür erst eine ordentliche Fragestellung erarbeiten..

Das Thema würde mich deswegen so sehr interessieren, da man dabei sicherlich in einer Arbeit "das alte Japan" (der Edo-Zeit/Tokugawa-Zeit), das moderne Japan sowie die westliche Welt schriftlich miteinander in Verbindung setzen kann..! **

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Kommenden Sonntag übrigens besuche ich Risa (die Deutsch studiert) und kann (mit ihrer Hilfe als Dolmetscherin) ihre Großmutter über ihre Erfahrungen im 2. Weltkrieg interviewen!
(Wir müssen solch eine kleine Arbeit abgeben).

Samstag, 16. Juni 2007

Uni in Tokyo: Midterm EXAMs - 中間テスト

Hallo Freunde!
Der Hauptgrund, warum ich so lange nicht mehr zum Schreiben gekommen bin, waren die Midterm Exams zur Semesterhälfte an meiner Sophia University...

In meinem an 5 Tagen in der Woche stattfindenden Japanisch Kurs ("Japanese M2") soll der Weg jetzt schön langsam in Richtung Japanisch-Mittelstufe führen.
So mussten wir unter anderem nun auch erstmals bei einer großen Prüfung HANDSCHRIFTLICH einen Aufsatz schreiben..
Wir hatten die Wahl zwischen 3 Themen, und zwar "Eine interessante Erfahrung in Japan" (日本での面白い経験) oder "Meine Familie" (私の家族) oder - wofür ich mich entschieden habe - "Meine (Heimat-) Stadt" (私の町). - Da ging's zuerst über mein Heimatdörfchen, aber vor allem über die Stadt Graz.. (die KF-Uni nahe dem Stadtpark, den Schlossberg mit Uhrturm, und lang und breit über den SK Sturm Graz und Ivica Osim, der jetzt Coach des japanischen Nationalteams ist..!) ^^
So sieht das Ganze aus auf Japanisch! :-)
Wer lesen möchte, einfach anklicken.
Obwohl so einiges Rot ist und ich einige Katakana-Schriftzeichen etwas falsch geschrieben habe (ズ, グ bzw. ワ und ウ vertauscht), hat mich die Lehrerin gelobt - die rote Schrift heißt in etwa: "Ziemlich geschickt geschrieben. Die Sache über Herrn Helmuts Stadt habe ich genau verstanden!".
Bei den Midterm Exams der ca. 20 Leute unserer Klasse (von Austauschstudenten) hab ich sogar die meisten Punkte erreicht! haha :-)

Das hier zum Beispiel ist (2/3 des) KANJI-Schreib- und Lese-Teils:
Da bekam ich wegen meiner 40 Punkte wieder mal, wie's bei Japanischen Lehrerinnen so wie im Grundschul-Unterricht für kleine Kinder üblich ist, einen süßen Stempel mit der Aufschrift "Gut gekonnt!"..


ETWAS ANDERS ist's gelaufen bei der großen, schweren Klausur über die JAPANISCHE GESCHICHTE der Edo-Zeit (1600-1868) und Meiji-Zeit (1868-1912), die ich ungeheuerlich spannend und interessant finde (unsere Vorlesung heißt "Development of Japanese Civilization 2") -

unter anderem, da man aus der Sicht Japans die alle Lebensbereiche umwälzende Zeit der Industrialisierung und beginnenden "Moderne" des 19. Jahrhunderts einmal nicht, wie zu Hause, aus der Sicht der agierenden europäisch-imperialistischen Welt erfährt - sondern aus der Perspektive eines von den westlichen Kolonialmächten bedrohten Landes, dem es, ihnen nacheifernd, gelingt, schließlich selbst in den Kreis der Unterdrücker weniger entwickelter Völker aufzusteigen...

DAS PROBLEM für mich war es, 5 Aufsätze auf Englisch in 90 Minuten zu schreiben...
So hab ich mich bloß mit Question 4 und Question 5 beschäftigt...
55 von 100 Punkten sieht aus wie ein "F" (Nicht genügend) - und ich dachte, ich hätte höchstens 45 - aber weil so die halbe Klasse (von 80 Leuten) durchgefallen wäre, hat unser sehr fordernder Professor gnädigerweise den Notenschlüssel heruntergesetzt - und ich bekam ein "C" (einen 3er)! :-)

Hier eine Kostprobe von meinem schlechten Englisch...
(Question 4 aber ist schon interessant!).

Dazu ein BUCHTIPP:
Das ganze fußt auf unserem Textbuch mit dem Titel "The Making of Modern Japan" von Kenneth B. Pyle (2nd Edition, Heath and Co., 1996). -
Das Englisch hier ist nicht so schwierig, und es beschreibt teilweise wirklich in beeindruckender Manier und gut strukturiert die politische, soziale, gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung Japans ohne allzu viele Details von Oda Nobunaga im 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
- Ein dem Verständnis der neueren japanischen Geschichte Abhilfe leistendes Einführungswerk.