Es ist Freitag, mein 5. Tag in Japan. Ich versuche, den ganzen heutigen Tag ruhiger anzugehen und mal meine wunden Sohlen daheim, im Wakeijuku-Heim, auszukurieren. Tokyo ist für mich nicht schnell-lebiger als Graz - die Japaner haben immer viel Zeit für mich - aber bis jetzt war ich ständig unterwegs. Mein erster Eindruck (außer der extrem feuchten Luft), als mich meine “Monitor-Studentin” Yoko mit einem Namensschild “Hodl Helmut” vom International Airport Narita abholte, war gar nicht großartig: Tokyo kam mir von den Fenstern des Limousine Busses aus vor wie Paris - die Straßen, Häuser, Autos und Bäume sind so wie bei uns zu Hause, und die Menschen sind natürlich auch Menschen so wie wir, nur zu 95 % mit asiatischen Gesichtern. Doch an Vögeln hab ich bis jetzt nur Raben/Krähen gesehen, und Zikaden zirpen immer und überall sehr laut. Yoko studiert Soziologie an der Sophia University, und ich konnte mich von Anfang an wirklich viel mit ihr auf Japanisch unterhalten. Meine Grammatik- und Vokabelkenntnisse reichen aus, um jeden das Wichtigste fragen zu können, und ein bisschen kann ich auch verstehen. Mit Karin und Thomas (beide aus St. Peter am Ottersbach…) waren wir dann in einem “Ramen”-Restaurant - hier schmeckt das japanische Essen anders als in Graz (jenes schmeckte ein bisschen wie aus einem Kuhstall ), aber gut, und ich mag das Meiste. Dort, im “ausländischen Zentrum” Roppongi, kam mir Tokyo zuerst etwas heruntergekommen vor, mit auch ärmlich wirkenden Leuten mit Arbeitsanzügen, nicht so eine hypermoderne Metropole, wie ich sie erwartete. Die Straßen sind zwar wirklich sauber, doch auch die Taxis sind sehr alt: 70er oder 80er Baujahre, bunt und glänzend rein (doch der Rest der PKWs ist dagegen ziemlich neu):
Um einen Jet-Lag zu verhindern, ist Karin (sie ist schon seit Ende Juli hier in Tokyo) mit mir nach dem 14-Stunden-Flug gleich zum Sightseeing gegangen: beim Meiji-Schrein (zum religiös-shintoistischen Andenken an den großen Kaiser zur Zeit der Modernisierung Japans vor 100 Jahren) hatten wir gleich das Glück, eine traditionelle japanische Hochzeit mitzuerleben:
..und im Yoyogi-Park gab es wunderschön saftig grünes Gras und eine Horde von jungen, hübschen und extrem freundlichen Japanerinnen, die dort, am Boden sitzend, Kleidungsstücke verkauften. (Unten: Meiji-Schrein und Yoyogi-Park)
Bis heute kommt mir Tokyo gar nicht so groß vor und man verlauft sich nicht so schnell. In der U-Bahn steht auch viel in lateinischer Schrift (Roomaji) - Yoko meint, das sei seit der Fußball-WM 2002 so. Der Ausblick vom Balkon von Karin und Thomas’ Wohnung im 17. Stock (mit Blick hin zum Tokyo Tower) aber lässt einen glauben, man ist zweifellos in der größten Stadt der Welt! Leider ist die Kamera bei Weitem nicht dazu in der Lage, das einzufangen..
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