Mittwoch, 4. April 2007

WAKEIJUKU - Nachhilfe in HARMONIE und RESPEKT

In meinem "Wakeijuku" (和敬塾)-Studentenwohnheim in Tokyo/Mejirodai (目白台), in dem auch Japans berühmter Schriftsteller Haruki Murakami eine Weile gewohnt hat (und das er in "Naokos Lächeln" erwähnt), passieren wieder merkwürdige Dinge...
Zu Beginn des neuen Studienjahres in Japan sind viele 18-Jährige Erstsemestrige hier neu eingezogen, die zu Beginn die volle Härte dieses Wohnheims mit vielen alten Traditionen zu spüren bekommen..
Ich dachte, es sei gar nicht wirklich streng hier - aber die Neulinge müssen in der ersten Zeit jeden anderen mit lauter Stimme schreiend mit "Konnichiwa" (Guten Tag) begrüßen und sich tief verbeugen - und wenn er an ihnen vorbei gegangen ist, nochmals laut "Shitsuree shimass" ("Ich bin unhöflich") brüllen!

In meinem West-Dormitory (西寮) herrscht jetzt ein ständiges Geschrei aus jungen, längst heiseren Kehlen - und Leute verbeugen sich vor mir, als sei ich ein Leutnant..! Es ist tatsächlich militanter als beim Bundesheer in Österreich!!
Daniel und ich könnten den Burschen zur Zeit allerlei Aufträge erteilen, die sie für uns sofort ausführen würden!

Es soll dadurch zur Verdeutlichung gebracht werden, wer hier im Wohnheim ein Junior und wer ein Senior ("Sempai", 先輩) ist.. Da kommt Japans traditionell starkes Patriarchat und Senioritätsprinzip zum Ausdruck.
Solche extremen Dinge sieht man sonst aber nicht mehr oft in Japan - das Wakeijuku-Heim ist da etwas Spezielles.

Die jungen Studienanfänger müssen auch jedem Älteren im selben Wohngebäude in seinem Zimmer einen Höflichkeitsbesuch abstatten.. Da sehe ich Leute am Korridor mit Namenslisten herumlaufen - und vor Türen stehend sich die Seele aus dem Leibe schreien: "..O-heya no mae ni mairimashita. Ima yoroshii deshooka?.." ("Ich bin vor Ihrem geehrten Zimmer erschienen. Kommt es Ihnen jetzt gelegen?") - Die Stimmung ist so unheimlich, dass mir beizeiten Angst und Bange wird..
Gerade zuvor, um 2.00 Uhr morgens, bekam ich meinen ersten Besuch, weil ich noch auf war. Ganz schüchtern ist der 18-Jährige auf meinem Bett gesessen, obwohl ich so kumpelhaft freundlich war - und er hat sofort zugegeben, dass es ungeheuer schwer hier ist am Anfang. - 80 Zimmerbesuche stehen ihm bevor in den nächsten 3 Wochen..

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hallo heli!

das erinnert mich an unseren umgang mit den üllis damals im BORG, nur dass bei uns der gegenseitige respekt keine so grosse rolle gespielt hat ;-)

lg
philipp

Helmut hat gesagt…

Do hob i nix mitbekommen damals... Ihr hobt's mi jo a wia an Ülli behandelt..! :-)