Montag, 30. April 2007

鎌倉 - "Sichellager" - ein friedliches Paradies

"Golden Week" in Japan (eine Woche lang fast nur Feiertage), das Wetter ist wunderbar, und es ist endlich richtig warm geworden wie im späten Frühling. - Und überall riecht es nach Blumen! :-)
Da habe ich gestern (mit Takashi, dem 33-jährigen Japaner, den ich auf meinem Flug nach Japan kennengelernt hatte) endlich zum ersten Mal einen Ausflug nach KAMAKURA (鎌倉, "Sichellager") gemacht.
- Denn das 170.000 Einwohner-Städtchen liegt bloß ca. 50 km südlich von Tokyo und war von 1185-1333 politisches Zentrum Japans, als Minamoto Yoritomo (源頼朝) hier das erste Shogunat Japans errichtet hatte - und die Regierungsgewalt vom Kaiser auf den Militärherrscher überging.
Das Bild oben zeigt einen Blick über das frühlingshafte Städtchen vom Hase-dera/Tempel (長谷寺).

So viele Leute sind unterwegs, an einem so schönen Tag in der Feiertagswoche.. - Für viele Japaner die einzige Zeit im Jahr, in der sie eine Woche durchgehend Urlaub haben. Hier der kleine Bahnhof im Norden der Stadt: Kita-Kamakura-Eki (北鎌倉駅).
Die Züge und die Wege sind gestopft voll, man muss sich überall anstellen, und doch geht alles so friedlich über die Bühne! Ist der Weg auch noch so eng - die Japaner machen (fast immer) Platz für die anderen oder warten geduldig einen Moment, wenn einer ein Foto machen will.. - Dinge, die sie schon von Kindheit an zu lernen haben!
Ich selbst dagegen stelle immer noch rüpelhaft meinen Rucksack mitten in den Weg usw. - doch ich fühle mich sehr wohl in dem Land, in dem man behutsamer miteinander umgeht als bei mir zu Hause.
Selbst die Autos sind hier leiser, und sogar Tokyo ist keinesfalls lauter als Graz - es gibt viele ganz schmale Einbahnsträßchen, wo die Fahrzeuge meist sehr vorsichtig und langsam entlang rollen.. (Aber wir sind hier noch immer in Kamakura)..
Die Massen besuchen natürlich eines der Touristen-Highlights Kamakuras: der Tsurugaoka-HACHIMAN-GU (鶴岡八幡宮)-Schrein, der dem legendären Kaiser Ōjin (lebte ca. 300 n. Chr.) gewidmet ist, von dem Minamoto Yoritomo abzustammen behauptete. Yoritomo lud im Jahr 1191 den (shintoistischen) Gott (= Kami) namens Hachiman ein, hier zu residieren und seine Regierung zu schützen.
Hier (siehe oben) werden auch noch heute traditionell japanische (= shintoistische) Hochzeiten gefeiert.

Noch etwas mehr an (befreienden) Aussichten: man genießt den Blick auf Kamakura und aufs Meer der Sagami-Bucht (相模湾) vom Hase-dera (長谷寺) aus.
Hunderte kleine buddhistische Jizō-Statuen..
..Und das da hinten (unten) ist kein Hakenkreuz, sondern zeigt in die umgekehrte Richtung und ist in Japan ein Zeichen für (buddhistische) Tempel..

Der Kotokuin (-Tempel, 高徳院) ist berühmt für eine der bedeutendsten Darstellungen des Amida-Buddha: der DAIBUTSU (大仏, "großer Buddha") - eine 121 Tonnen schwere und 13 Meter hohe Statue, die eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Japans ist.
Die Robe, die er trägt, zeigt griechische Einflüsse, die durch Alexander den Großen (ca. 325 v. Chr.) gekommen sein mögen - über die Seidenstraße nach China, und von dort nach Japan.
Takashi & ich mit unserem dicken Freundchen in der Mitte :-)

So sieht er fast traurig aus...

Und hier seine Schuhe - und sein Kopf..








..Und hier seine Belüftungsfenster am Rücken.. :-)
- Man kann nämlich für 20 Yen (ca. 15 Cent!) Eintritt in ihn hinein gehen - dafür stehen die Leute Schlange, und das haben wir auch gemacht! - Es war dunkel, und auch sehr eng.

Und schließlich - sogar die Endstation eines Busses trägt seinen Namen. :-)
In Japan sieht man öfters (wie hier oben links) Leute, die nur dafür da zu sein scheinen, mit weißen Handschuhen die Autofahrer (eigentlich unnütz) einzuweisen.. Aber das empfinde ich mehr als ein freundliches Grüßen!
- Das machen sie nämlich oft, wenn man einfach als Fremder an ihnen vorbei geht.

Vom Hügel der Insel Enoshima (江ノ島), die 4 km entfernt in der Bucht liegt, hat man ebenso wunderschöne Ausblicke aufs Meer, an klaren Tagen auf den Fuji-san (Fujiyama, mit 3.776 m der höchste Berg Japans) - und auf einen schmutzigen Sandstrand, den im Sommer aber Millionen Menschen aus Tokyo nutzen..
Geübte und Kenner können auf diesen beiden Bildern etwas links unterhalb der Sonne den Fuji-san (富士山) erkennen! - Leider war der Tag nicht klar genug, aber man sieht ihn trotzdem schemenhaft in seiner vollen Breite, ca. 50 km entfernt..

Nachdem Takashi schon nach Tokyo zurückkehren hat müssen, verbrachte ich alleine noch 2 Abendstunden im Zentrum von Kamakura.
Ganz frei, im schmalen Einkaufssträßchen namens Komachi-dori (小町通り), und nebenan in der Wakamiya-Oji (若宮大路) wird es abends fast romantisch ruhig - und ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich es liebe, hier zu sein.
So denke ich heute wieder, ich sollte wirklich noch 6 Monate länger in Japan bleiben (von jetzt an noch 9 Monate) - obwohl ich die 2 Tage davor wiederum das Gefühl hatte, wahrscheinlich bin ich zu Hause bei Familie und langjährigen Freunden glücklicher als in Tokyo - auf einer Uni, die so fordernd ist, und oft eintönig, und Freundschaften hier (als Austauschstudent) werden eigentlich meist für eine bestimmte Zeit geschlossen, und man hat so wenig Zeit sich zu sehen. - Aber hier gibt es so viel zu erfahren!

- So begab ich mich heute (ein Feiertag; morgen ist aber Unterricht an der Uni - und ich sollte, wie so oft, längst schlafen gegangen sein) mit dem Fahrrad zum Koishikawa-KORAKUEN-Garten (小石川後楽園) von Tokyo (bei Iidabashi, 飯田橋), um ein bisschen zu lesen.
Wen traf ich dort, in dieser Millionenstadt, ganz zufällig am Eingang?! - 2 Steirer aus St. Peter: Karin und Thomas! (Karin ist ebenso Austauschstudentin an der Sophia University).
Es gibt (Bild unten) sogar ein Reisfeld im Korakuen-Garten!
All diese Idylle befindet sich mitten in Central Tokyo!
Auf dem Heimweg mit dem Fahrrad (die Mejiro-dori/Straße, 目白通り) fragte ich mich wieder - soll ich schon in 3 Monaten wieder weg von hier?
Ich könnte mir den Alltag in Tokyo noch viel besser einrichten, als ich es bisher tat.

Mittwoch, 25. April 2007

Mal wieder Neuigkeiten - 久しぶり!

Hallo, Freunde!

In letzter Zeit hatte ich keine Zeit (und wegen eines traurigen Erlebnisses auch wenig Lust) zum Bloggen.. Es gäbe ja z.B. noch unzählige schöne Fotos von den Reisen und so..

(Das ist das zauberhafte Städtchen Atami (熱海) entlang einer Bucht der Urlaubs-Halbinsel Izu, ca. 100 km südlich von Tokyo).

Doch momentan bin ich voll eingedeckt mit Hausarbeiten für die Uni, die vor 2 Wochen wieder angefangen hat: In Japanisch ("Japanese M2"-Kurs - vom Niveau her der Versuch einer Annäherung an Japanisch-Mittelstufe) lernen wir viel neue Grammatik, und für meine Japanische Geschichte Teil 2-Vorlesung (2 mal pro Woche) müssen wir jedes mal im Schnitt 30 Seiten auf Englisch vorbereiten.

Chinesisch lerne ich jetzt doch nicht, und für Chinesische Geschichte habe ich auch keine Zeit etwas zu machen - das höre ich mir nur (interessiert) an.. Und manchmal nicke ich dabei ein :-) (Weil's so früh am Morgen ist!). Und, ach ja, der Tanzkurs (Walzer, Rumba, Cha-cha-cha usw.) wirkt nicht so vielversprechend wie jener in Graz vor 2 Jahren.. :-)

Schön langsam kommt auch endlich der Frühling zu uns ins Wakeijuku.. Aber es dauert, es dauert! Neulich war es noch immer kühl in Tokyo.Was mich zur Zeit jetzt sehr beschäftigt:
Ich habe erfahren, dass ich, wenn ich nur will, NOCH EIN WEITERES SEMESTER IN JAPAN BLEIBEN KÖNNTE !!
Das wäre dann bis Anfang Februar 2008, also noch mehr als 9 Monate, in denen sich noch ziel zutragen könnte.. (Allerdings: wegen dem Visum habe ich noch nicht angefragt). - Obwohl nicht immer alles gut und schön ist, habe ich das Land/die Welt hier immer mehr zu lieben begonnen! Irgendwie gibt's jetzt 2 Welten für mich!
Nur finanziell und studientechnisch wäre ein längerer Aufenthalt in Tokyo nicht ganz ohne Schwierigkeiten, aber wohl durchführbar. - In den nächsten Wochen versuche ich mich zu entscheiden.. **

Mein 26. Geburtstag wurde (unvergesslich..) mit Daniel (links), Stefan und Zhuo Hao auf dem Dach des Wakeijuku-Heims bis in die Dunkelheit hinein mit japanischem Bier und Sake (酒) gefeiert.. - bevor wir es dann erfolgreich mit der U-Bahn nach Roppongi in eine Bar geschafft haben.. - Unsere Damen (Karin aus St. Peter, Nobue - Japan, Sophie aus FRA und Laura aus D) mussten jedoch 25 Minuten auf uns warten.. :-)
Und ich habe (von Sophie) sogar zwei Törtchen mit Kerzen bekommen! (^^)
Sapporo - für mich das beste Bier Japans.

Ein FUSSBALL-SPIEL haben wir (Daniel, Stefan, ich) nun auch endlich in Japan (in Saitama, nahe Tokyo) besucht:
am 11. April, das Spiel des japanischen Meisters gegen den chinesischen (Meister?) in der asiatischen Champions League! - URAWA RED DIAMONDS - SHANGHAI SHENHUA..
Die zu favorisierenden Japaner (in Rot) siegten durch ein Freist0ß-Tor mit 1:0 - mir ist rein zufällig dazu ein VIDEO gelungen..(Link). Das Spielniveau (noch ein VIDEO) war ein bisschen vergleichbar mit Österreich, und das Tempo des Spiels stand in natürlich keinem Vergleich zur europäischen Champions League. Bei den Urawa Reds übrigens ist der Ex-Leverkusener Robson Ponte jetzt Spielmacher.
Im "Saitama Stadium 2002", das für die WM vor 5 Jahren erbaut wurde, hat der Urawa-Fanclub (rechts hinter dem Tor) großartige Stimmung gemacht - doch der Rest des Publikums verhielt sich, ganz anders als in Europa, völlig friedlich und ruhig! - Kein böses, betrunkenes Hineinrufen und Schelten des Schiedsrichters oder Trainers, und beeindruckende Disziplin in der Halbzeitpause, als sich an die 100 Leute artig in einer Reihe fürs WC anstellten.. - Das ist wahre Zivilisation, kommt einem dabei vor..!

Beeindruckend auch die Organisation außerhalb des Stadions, vor und nach dem Spiel: unzählige Polizisten und Ordner wiesen den ganz ruhigen Massen nacheinander freundlich den Weg entlang mit Hütchen und Schnüren aufbereiteten Wegen zu vielen bereitgestellten Bussen und zu den Bahnhöfen (- auch wenn ein Ordner uns - Ausländern - wohl sagen wollte, zu eurem Bahnhof fährt kein Bus, also geht bitte zu Fuß...).

Freitag, 13. April 2007

HORROR im WAKEIJUKU...

ad "heyamawari" (部屋周り, "Herumgehen zu den Zimmern") im Wakeijuku

Mein Studentenwohnheim
in Tokyo an düsteren April-Abenden...
- Ein VIDEO aus meinem Zimmer!!

(auf youtube.com: http://www.youtube.com/watch?v=h5m7QaSdDv4)
- den Ton am besten so laut wie möglich stellen! :-)
In diesem traditionellen Wohnheim müssen ja die Erstsemestrigen die Älteren in ihren Zimmern besuchen und sich, so laut und untertänig sie können, vor deren Türen melden!
Da gibt's ein Geschrei jeden Abend, dass man ganz irre wird. :-) Aber mir kommt dabei schon immer das Schmunzeln - das erhellt meinen Tag (besonders das Video).

Zur weiteren Erklärung:
hier klicken (zum älteren Eintrag).

Übrigens: das 50 Jahre alte Gebäude des "Nishi ryoo" (西寮, West Dormitory), in dem ich im 2. Stock wohne, wird im August dieses Jahres abgerissen..! Ich hoffe, nicht vor dem 7. August, dem Tag meiner Heimreise!
Der Grund: Es ist, wie auch der Nord- und Süd-Dormitory, nicht genug erdbebensicher - in Japan kann man ja das nächste Jahrhundert-Erdbeben in den nächsten Jahren erwarten. So wie 1923, als halb Tokyo verwüstet wurde.

Mittwoch, 4. April 2007

Zurück aus KANSAI (関西) - Kyoto, Osaka und Nara

KYOTO (京都) - mehr als 1.000 Jahre offizielle Hauptstadt Japans (Sitz des Kaiserhauses, von 794-1868) - ist auch für mich die schönste Stadt Japans, die ich bisher zu sehen bekommen habe! 3 Tage habe ich dort verbracht (27.-29. März).
Die geschichtlich und kulturell bedeutendste Stadt des Landes macht oft einen kleinstädtischen Eindruck, trotz 1,4 Millionen Einwohnern..
In der ersten Nacht haben Esther und ich in einem Tempel (Hiden-in) der buddhistischen Shingon-Sekte, am Fuße des Berges Higashiyama, übernachtet - um 7.00 Uhr morgens standen wir auf für das Sutren-Morgengebet, und um 7.30 Uhr gab's japanisches Frühstück! (Foto: Ausblick aus dem Zimmer-Fenster früh morgens).

Den "Philosophen-Weg" (哲学の道) entlang, zur beginnenden Kirschblüten-Zeit (Sakura)..
..bis zum Ginkakuji (銀閣寺), dem "Silbernen Pavillon", den der Shogun Ashikaga Yoshimasa um 1475 als Landresidenz und als Nachahmung des "Goldenen Pavillons" seines Großvaters erbauen ließ, und der geplant war, komplett in Silber gekleidet zu werden. Nach Yoshimasa's Tod wurde er zu einem Zen-Tempel umfunktioniert.
Der Pavillon mit den dazugehörigen Tempelanlagen:Das herrlichste Gebäude Japans dürfte vielleicht der Kinkakuji (金閣寺), der "Goldene Pavillon", sein..!
Der Shogun Ashikaga Yoshimitsu (der mächtigste seiner Dynastie) ließ ihn 1397 als Altersresidenz errichten und die oberen Stockwerke komplett mit Blattgold überziehen!
1950 fiel der Pavillon, ebenfalls längst zu einem Tempel umfunktioniert, einer Brandstiftung durch einen Mönch zum Opfer - worüber der Autor Yukio Mishima in einem Roman ("Kinkakuji", deutsch: "Der Tempelbrand") berichtet.
So wurde der Goldene Pavillon 1955 (wie viele Kulturgüter in Japan) in fast identischer Weise wieder errichtet.
Gold spiegelt sich im Wasser..

Kiyomizu no dera (清水の寺), ein hölzerner Tempel auf Pfeilern an einem Berghang, ist bekannt für eine gute Aussicht über die Stadt Kyoto - die aber in unserem Hiden-in sogar besser war!
Gion - Altstadt und Zentrum der Geisha-Kultur (芸者; Geisha bedeutet "Person der Künste"..) - ist besonders lebhaft und bezaubernd zur Abendzeit...
Und nochmals Gion an einem sonnigen nächsten Morgen...
Esther, meine Reise-Gefährtin aus Graz, zu Besuch in Japan für fast 3 Wochen..
Das sind aber nicht wir..Das war nur ein kleiner Ausschnitt der 9-Tages-Reise - mit vielen Eindrücken vom Leben in Japan außerhalb der Metropole Tokyos, und noch mehr Begegnungen mit den berühmtesten und (mehr oder manchmal weniger) imposanten Sehenswürdigkeiten des Landes.
Wie immer: mehr soll folgen! **