"Golden Week" in Japan (eine Woche lang fast nur Feiertage), das Wetter ist wunderbar, und es ist endlich richtig warm geworden wie im späten Frühling. - Und überall riecht es nach Blumen! :-)

Da habe ich gestern (
mit Takashi, dem 33-jährigen Japaner, den ich auf meinem Flug nach Japan kennengelernt hatte) endlich zum ersten Mal einen
Ausflug nach KAMAKURA (鎌倉, "Sichellager") gemacht.
- Denn das 170.000 Einwohner-Städtchen liegt bloß ca. 50 km südlich von Tokyo und war von 1185-1333 politisches Zentrum Japans, als
Minamoto Yoritomo (源頼朝) hier das erste Shogunat Japans errichtet hatte - und die Regierungsgewalt vom Kaiser auf den Militärherrscher überging.
Das Bild oben zeigt einen Blick über das frühlingshafte Städtchen vom Hase-dera/Tempel (長谷寺).
So viele Leute sind unterwegs, an einem so schönen Tag in der Feiertagswoche.. - Für viele Japaner die einzige Zeit im Jahr, in der sie eine Woche durchgehend Urlaub haben. Hier der kleine Bahnhof im Norden der Stadt:
Kita-Kamakura-Eki (北鎌倉駅).

Die Züge und die Wege sind gestopft voll, man muss sich überall anstellen, und doch
geht alles so friedlich über die Bühne! Ist der Weg auch noch so eng - die Japaner machen (fast immer) Platz für die anderen oder warten geduldig einen Moment, wenn einer ein Foto machen will.. - Dinge, die sie schon von Kindheit an zu lernen haben!
Ich selbst dagegen stelle immer noch rüpelhaft meinen Rucksack mitten in den Weg usw. - doch ich fühle mich sehr wohl in dem
Land, in dem man behutsamer miteinander umgeht als bei mir zu Hause.

Selbst die Autos sind hier leiser, und
sogar Tokyo ist keinesfalls lauter als Graz - es gibt viele ganz schmale Einbahnsträßchen, wo die Fahrzeuge meist sehr vorsichtig und langsam entlang rollen.. (Aber wir sind hier noch immer in Kamakura)..

Die Massen besuchen natürlich eines der Touristen-Highlights Kamakuras: der
Tsurugaoka-HACHIMAN-GU (鶴岡八幡宮)
-Schrein, der dem legendären Kaiser Ōjin
(lebte ca. 300 n. Chr.) gewidmet ist, von dem Minamoto Yoritomo abzustammen behauptete. Yoritomo lud im Jahr 1191 den (shintoistischen) Gott (= Kami) namens Hachiman ein, hier zu residieren und seine Regierung zu schützen.

Hier (siehe oben) werden auch noch heute traditionell japanische (= shintoistische)
Hochzeiten gefeiert.

Noch etwas mehr an (befreienden) Aussichten: man genießt den
Blick auf Kamakura und aufs Meer der Sagami-Bucht (相模湾) vom
Hase-dera (長谷寺) aus.


Hunderte kleine buddhistische
Jizō-Statuen..

..Und das da hinten (unten) ist kein Hakenkreuz, sondern zeigt in die umgekehrte Richtung und ist in Japan ein
Zeichen für (buddhistische) Tempel..
Der Kotokuin (-Tempel, 高徳院) ist berühmt für eine der bedeutendsten
Darstellungen des Amida-Buddha: der DAIBUTSU (大仏, "großer Buddha") - eine 121 Tonnen schwere und 13 Meter hohe Statue, die eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Japans ist.


Die Robe, die er trägt, zeigt
griechische Einflüsse, die
durch Alexander den Großen (ca. 325 v. Chr.) gekommen sein mögen - über die Seidenstraße nach China, und von dort nach Japan.
Takashi & ich mit unserem dicken Freundchen in der Mitte :-)

So sieht er fast traurig aus...
Und hier seine Schuhe - und sein Kopf..


..Und hier seine Belüftungsfenster am Rücken.. :-)

- Man kann nämlich für 20 Yen (ca. 15 Cent!) Eintritt in ihn hinein gehen - dafür stehen die Leute Schlange, und das haben wir auch gemacht! - Es war dunkel, und auch sehr eng.
Und schließlich - sogar die
Endstation eines Busses trägt seinen Namen. :-)

In Japan sieht man öfters (wie hier oben links) Leute, die nur dafür da zu sein scheinen,
mit weißen Handschuhen die Autofahrer (eigentlich unnütz) einzuweisen.. Aber das empfinde ich mehr als ein freundliches Grüßen!
- Das machen sie nämlich oft, wenn man einfach als Fremder an ihnen vorbei geht.
Vom Hügel der
Insel Enoshima (江ノ島), die 4 km entfernt in der Bucht liegt, hat man ebenso wunderschöne Ausblicke aufs Meer, an klaren Tagen auf den Fuji-san (Fujiyama, mit 3.776 m der höchste Berg Japans) - und auf einen schmutzigen Sandstrand, den im Sommer aber Millionen Menschen aus Tokyo nutzen..





Geübte und Kenner können auf diesen beiden Bildern etwas
links unterhalb der Sonne den Fuji-san (富士山) erkennen! - Leider war der Tag nicht klar genug, aber man sieht ihn trotzdem schemenhaft in seiner vollen Breite, ca. 50 km entfernt..

Nachdem Takashi schon nach Tokyo zurückkehren hat müssen, verbrachte ich alleine noch
2 Abendstunden im Zentrum von Kamakura.
Ganz frei, im schmalen Einkaufssträßchen namens
Komachi-dori (小町通り), und nebenan in der
Wakamiya-Oji (若宮大路) wird es abends fast romantisch ruhig - und ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich es liebe, hier zu sein.


So denke ich heute wieder, ich sollte wirklich noch
6 Monate länger in Japan bleiben (von jetzt an noch 9 Monate) - obwohl ich die 2 Tage davor wiederum das Gefühl hatte, wahrscheinlich bin ich zu Hause bei Familie und langjährigen Freunden glücklicher als in Tokyo - auf einer Uni, die so fordernd ist, und oft eintönig, und Freundschaften hier (als Austauschstudent) werden eigentlich meist für eine bestimmte Zeit geschlossen, und man hat so wenig Zeit sich zu sehen. - Aber hier gibt es so viel zu erfahren!
- So begab ich mich heute (ein Feiertag; morgen ist aber Unterricht an der Uni - und ich sollte, wie so oft, längst schlafen gegangen sein) mit dem Fahrrad zum
Koishikawa-KORAKUEN-Garten (小石川後楽園) von Tokyo (bei Iidabashi, 飯田橋), um ein bisschen zu lesen.
Wen traf ich dort, in dieser Millionenstadt, ganz zufällig am Eingang?! -
2 Steirer aus St. Peter: Karin und Thomas! (Karin ist ebenso Austauschstudentin an der Sophia University).



Es gibt (Bild unten)
sogar ein Reisfeld im Korakuen-Garten!

All diese Idylle befindet sich mitten in Central Tokyo!


Auf dem
Heimweg mit dem Fahrrad (die Mejiro-dori/Straße, 目白通り) fragte ich mich wieder - soll ich schon in 3 Monaten wieder weg von hier?


Ich könnte mir den Alltag in Tokyo noch viel besser einrichten, als ich es bisher tat.